Streit um neue Fassade in der Blasiusgasse

Was für eine merkwürdige Einstellung. Da möchte ein Bauherr in der Blasiusgasse eine Baulücke schließen, und dies mit einer Fassade, die dem Bestand vor der Zerstörung am 16.März 1945 entspricht. Nun könnte man spontan auf die Idee kommen, sich darüber zu freuen, dass es mal keine der überall sich gleichenden gesichtslosen Glasfronten werden soll. Nicht so die Stadtverwaltung, sie lehnt die Fassade ab und schlägt ein Gebäude vor, das sich den leblosen Fassaden der Nachbargebäude anpasst. Außerdem ist man der Meinung, dass es nicht gut ist, wenn das neueste Haus wie das älteste wirkt. Was für eine widersprüchliche Einstellung, hatte man doch beim Forum am unteren Markt keine Bedenken bezüglich einer Harmonie mit den Nachbargebäuden. Auch der Abriss und die anschließende Rekonstruktion des Hofs Emeringen war kein Problem. Es gibt also keinen Grund, die geplante Fassade in der Kommission für Stadtbild und Architektur prüfen zu lassen, wie das die Verwaltung vorgeschlagen hat, mit dem Ziel eine sogenannte, „zeitgemäße“ Architektursprache dort zu erreichen. Nein, Würzburg darf sich ruhig auch mal ein wenig „Nostalgie“ leisten. Die Blasiusgasse bietet sich hier durchaus an, wirkt sie doch ein wenig wie ein langgestreckter Hinterhof ohne eigene Wertigkeit. Das neue Haus würde die Gasse und die Stadt aufwerten, daran besteht kein Zweifel. Man sollte die Bürger nicht immer belehren, was guter Geschmack zu sein hat. Entscheidend ist doch, dass es den Menschen in Würzburg gefällt. Experten hin oder her. Sollen doch mal Kunsthistoriker und Städteplaner eine Fassade unpassend finden. Viele Würzburger halten auch einige von Experten hoch gelobte Bauwerke in der Stadt für misslungen.

Die ÖDP spricht sich klar für die vom Bauherrn vorgestellte historisch angelehnte Fassade aus. "Wir werden weiter alles daran setzen, diesen schönen Entwurf nicht wieder zerreden zu lassen", sagt Stadtrat Heinz Braun.